Bessere Hochzeitsreportagen (4 Tipps)

Die Hochzeitsreportage hat in den letzten Jahren leider an Wert verloren.

Der Trend in der Hochzeitsfotografie hat sich merklich verschoben, weg von den lebendigen und authentischen Reportagen, hin zu inszenierten, spektakulären Portraits von Paaren.

Dieser Wandel ist durchaus nachvollziehbar, denn

  1. locken attraktive Portraits neue, fotografiebegeisterte Kund:innen an
  2. bekommen Portraits oft mehr Applaus auf sozialen Medien
  3. ist es rechtlich einfacher Portraits zu veröffentlichen, da weniger Rechte Dritter involviert sind.

Wir werden als Fotograf:innen also dahin erzogen, Portraits zu priorisieren.

Dadurch übersehen wir einen wesentlichen Aspekt: Die Hochzeitsfotografie in ihrer ursprünglichen Form ist auch die Kunst, die den Tag in all seinen Facetten festzuhalten – und nicht nur in isolierten Etappen.

Es gibt am Hochzeitstag keine Pausen, sondern unzählige kleine Momente, die es festzuhalten lohnt. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass wir nicht für Fotos gebucht werden, sondern dafür, ständig Aufmerksam zu sein.

Du kannst an folgenden Bereichen arbeiten, um bessere Reportagen zu fotografieren:

🚪 Übergänge

Wenn Orte am Hochzeitstag gewechselt werden, dann ist es sinnvoll, diese Übergänge zu dokumentieren.

Stell dir einen Film vor, der dass Anziehen der Braut zeigt und im nächsten Moment direkt die Trauung. Huch! Wie sind wir denn jetzt so schnell hier hin gekommen? Zeige den Weg zur Trauung, die Autofahrt, wie die Braut das Hotel verlässt usw.

Übergänge sind nicht nur wichtig für die Story, sondern auch perfekte Momente um deine Protagonist:innen ganz natürlich und ungezwungen zu fotografieren. Diese Fotos, die nebenher entstehen, sind oft die Authentischsten.

Nervosität, Vorfreude oder Anspannung lassen sich am Besten in den Übergängen festhalten.

🧡 Authentizität

Du kennst sicher folgenden Satz: “Der Fotograf ist da, es kann losgehen. Was sollen wir tun?” Meine Antwort darauf ist dann meistens: “Habt eine gute Zeit!”. Denn mehr braucht es nicht. Ich möchte nicht, dass mir irgendetwas präsentiert wird. Wenn unsere Kund:innen eine gute Zeit haben, dann werden die Fotos auch gut.

Authentizität ist die Basis für eine gute Hochzeitsreportage. Es geht nicht darum, die perfekte Inszenierung zu kreieren, sondern den Tag in all seinen Facetten einzufangen. Wenn es regnet, wird der Regen Teil der Geschichte. Es ist wichtig, sich von der Vorstellung zu lösen, dass Hochzeitsfotos makellos sein müssen. Sie sollten lebendig sein.

🏞️ Umgebung

Es geht beim Getting Ready nicht nur um die Braut, während sie sich anzieht. Es geht auch um den Raum um sie herum! Ein unaufgeräumtes Zimmer, die aufgeregte Betriebsamkeit der Helfenden, die liebevollen Details der Dekoration – all diese Elemente fügen der Geschichte erst Tiefe und Kontext hinzu.

Hab keine Angst ein paar Schritte zurück zu treten und den Raum zu zeigen. Es lohnt sich, dafür ein Weitwinkelobjektiv in der Tasche zu haben.

Wo befinden wir uns? Wie ist das Wetter? Was macht diesen Ort so besonders?

📸 Antizipation

Ein Schlüsselaspekt der Hochzeitsreportage ist die Fähigkeit, immer bereit zu sein, permanent zu beobachten und Momente zu erwarten. Du entwickelst ein Gespür dafür, wo du dich positionieren musst, um bestimme Momente einzufangen, die noch nicht passiert sind.

Klingt verrückt?

Stell dir vor du fotografierst den Sektempfang. Du bist aufmerksam, in Bewegung und bekommst dadurch mit, wie jemand in einer Gruppe eine Geschichte erzählt. Die Art und Weise der Erzählung lässt darauf schließen, dass eine Pointe folgen wird. Du bist geduldig, positionierst dich und fängst das Lachen der Gruppe ein. Das ist Antizipation. Du hast gespürt, dass hier etwas passieren wird und hast den Moment kommen lassen.

Natürlich hättest du die Gruppe auch einfach fotografieren können, ohne auf das Lachen zu warten. Doch die Momente unterscheiden sich im Gefühl schon sehr: Eine Gruppe die nachdenklich eine Geschichte hört oder eine Gruppe, die Freude hat und herzlich lacht.

Fazit

Es geht nie nur um das Paar oder um Liebe. Es geht um die Gäste, die Location, kleine Momente, Missgeschicke, Blicke, Berührungen, Tränen und viele verschiedene Gefühle. Alles ist willkommen als Teil des Hochzeitstages.

Vielleicht sollten wir der Reportage am Hochzeitstag wieder mehr Bedeutsamkeit beimessen.

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