Dein Stil ist mehr als dein Preset.
Erkennt man eines deiner Fotos, ohne deinen Namen daneben lesen zu müssen? Wofür ist deine Fotografie bekannt? Der Stil ist deine fotografische Handschrift, für die du erkannt und idealerweise gebucht wirst.
Es ist doch so: Es gibt so unendlich viele Fotograf:innen da draußen. Es es gibt doch eh schon alles? Die Fotografie bietet eine unendliche Auswahl an Stilen und Techniken. Daher ist es speziell in den ersten Jahren eine Herausforderung, in dieser Fülle von Möglichkeiten den eigenen Stil zu entwickeln.
Es wurde zwar schon alles fotografiert, aber noch nicht von dir.
Welche Menschen fotografierst du an welchem Ort, in welchem Licht und in welcher Art und Weise? Alle noch so kleinen Entscheidungen bezüglich deiner Fotografie beeinflussen deinen Stil.
Natürlich ist es möglich, sich nicht auf einen bestimmtem Stil festzulegen und immer gerade das anzubieten, was Kunden und Kundinnen gern hätten. Doch die Entwicklung deiner kreativen Identität ist entscheidend, um dich von all den anderen Fotograf:innen abzuheben. Mit einem eigenen Stil wird alles leichter.
Es gibt keine Abkürzung. Folgende Phasen musst du durchlaufen, um deinen eigenen fotografischen Stil zu entwickeln:
Imitation
Zu Beginn ist es wichtig, die Fotos anderer Fotograf:innen zu kopieren. Dadurch lernst du dein Handwerk, verschiedene Techniken und wie deine Entscheidungen (Kameraeinstellungen, Licht, Kommunikation usw.) dein Ergebnis beeinflussen.
Du lernst Fotografie eben so, wie man alles auf dieser Welt lernt: Gitarre lernst du, indem du die Songs anderer nachspielst. Fotograf:innen kopieren die Fotos ihrer Vorbilder und lernen dadurch, wie diese Fotos entstehen.
Du solltest immer die Fotos verschiedener Fotograf:innen kopieren, dadurch entwickelst du dich schnell weiter.
Kopieren kann dich allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt bringen.
Es gibt Fotograf:innen, die kommen nie über diesen Punkt hinaus.
Inspiration
Du bist ein Ergebnis aller Eindrücke, mit denen du dich umgibst. Deine Inspiration kommt nicht aus einem luftleeren Raum. Welchen Accounts folgst du auf Instagram oder Pinterest? Welche Filme schaust du oder welche Magazine liest du? Wie ist deine Wohnung eingerichtet?
Inspiration findest du überall – in der Natur, in Filmen, in der Kunst, in der Literatur oder im alltäglichen Leben. Nutze die Welt um dich herum, um deine eigene Sichtweise zu formen. Denn du hast Einfluss darauf, womit du dich umgibst und was du regelmäßig siehst. Du kannst dadurch deinen Output als Fotograf:in beeinflussen.
Hier gehts nicht mehr ums blanke Kopieren, sondern darum deinen Sinn für Ästhetik zu schärfen. Unterbewusst wirst du diese Ästhetik abrufen. Das wird deine Fotos beeinflussen.
Experimentieren
Der Weg zum eigenen Stil führt über das Experimentieren mit verschiedenen Techniken und Stilen. Probiere unterschiedliche Genres aus, spiele mit Belichtung, Farben und Komposition.
Das Experimentieren hilft nicht nur deine fotografischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch dabei herauszufinden, welche Elemente deinen persönlichen Stil definieren könnten.
Du kopierst nicht mehr nur andere Fotograf:innen, sondern lernst immer wieder neue Techniken, von denen du einige vollständig und andere nur in Teilen übernimmst.
Du kombinierst verschiedene Stile und entwickelst daraus etwas Neues.
Persönlichkeit
Durch deine ganz persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen im Laufe der Zeit, lernst du dich immer besser kennen. Du verstehst, was dir gefällt und was dir nicht gefällt. Du machst Fehler, ziehst Schlüsse daraus und entwickelst dich weiter.
Reflektion
An diesem Punkt geht es darum, dich mit deinem Material analytisch auseinanderzusetzen.
Drucke deine liebsten Fotos aus und notiere dir neben jedem einzelnen Foto, was genau dir daran gefällt. Das könnten bestimmte Farben, Licht, Perspektiven, Momente und vieles mehr sein. Identifiziere die Schlüsselelemente und versuche sie bewusst in deine zukünftigen Arbeiten zu integrieren.
Weiterentwicklung & Stringenz
Ein fotografischer Stil ist nicht statisch. Die Kunst und die Technik entwickeln sich ständig weiter und auch du solltest bereit sein, dich weiterzuentwickeln.
Sei offen für neue Einflüsse, lerne ständig dazu, ohne deinen Stil komplett zu ändern. Füge stattdessen neue Facetten oder Nuancen hinzu, verbessere deine Techniken oder verfeinere dein Handwerk.
Das alles macht nur Sinn, wenn du deinen Stil nicht ständig änderst. Wenn du im letzten Jahr deine Fotos gelb / braun bearbeitet hast und die Menschen auf deinen Fotos alle Hüte auf hatten, du in diesem Jahr aber alles eher kühl bearbeitest und die Menschen auf deinen Fotos völlig andere sind, dann kann kein Stil entstehen, für den man dich kennt.
Fazit
Die Suche nach dem eigenen fotografischen Stil hat keine Ziellinie. Es erfordert Zeit, Übung und Analyse. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der Fotografie und die kontinuierliche Weiterentwicklung kannst du deinen eigenen Stil verfeinern. Du kommst jedoch nie wirklich irgendwo an.