Manchmal reicht ein schönes, ehrliches Hochzeitsfoto. Ohne Sonnenbrillen. Ohne Blitzlicht-Drama. Ohne dass das Paar in einer Badewanne posiert oder sich auf Stühle stellt, damit es „editorial“ aussieht. Es muss nicht verwackelt, schrill oder experimentell sein – es darf einfach gut fotografiert sein.
Und doch wirkt genau das in der aktuellen Hochzeitsfotografie fast wie aus der Zeit gefallen. Je greller, absurder oder gestellter, desto mehr Aufmerksamkeit. Social Media liebt das Laute. Und genau das bringt viele Fotografen dazu, mitzuziehen.
Zwischen Sonnenbrille und Blitzgewitter: Was gerade passiert
Die aktuelle Bildsprache wird immer exzentrischer. Blitzlicht, harte Schatten, 90s-Ästhetik, absurde Posen – Editorial-Stil ist der neue Standard. Paare tragen Sonnenbrillen auf fast jedem Foto. Die Ästhetik ist schrill, verwackelt, auffällig. Und die Inszenierung hat oft Vorrang vor der eigentlichen Erinnerung.
Das hat seine Berechtigung. Kreativität ist wichtig. Aber: Es darf nicht die einzige Sprache bleiben, in der wir als Branche sprechen.
Schlichte Hochzeitsfotografie ist kein Rückschritt
Es gibt sie – Paare, die sich nach klassischen, zeitlosen Fotos sehnen. Ohne Inszenierung. Ohne Performance. Sie wollen keine Kunstfigur sein, keine Pose einnehmen, keine Show abliefern. Sondern einfach schöne Fotos von ihrem Tag. Schlicht, hochwertig, ehrlich.
Und genau diese Art der Fotografie findet kaum noch statt – zumindest nicht sichtbar. Nicht auf Instagram, nicht in Awards, nicht auf den Startseiten von Fotografen. Dabei ist der Wunsch danach real. Und der Markt dafür auch.
Leise Fotos haben genauso ihre Berechtigung
Schlichte Hochzeitsfotos sind nicht langweilig. Sie sind nur nicht laut. Sie wirken nicht durch Stilmittel, sondern durch Inhalt. Nicht durch Reizüberflutung, sondern durch Präsenz. Sie brauchen kein Konzept, keinen Effekt, keinen Trend – sie sind einfach gut gemacht.
Und das ist viel schwieriger, als es aussieht.
Ein Aufruf an die Branche
Wir müssen nicht auf jeden Trend aufspringen. Nicht jeder Look muss lauter, greller oder wilder sein. Es darf auch wieder mehr Raum für klassische Hochzeitsfotografie geben. Für Fotos, die sich nicht beweisen müssen. Die nicht schreien. Die einfach bleiben.
Nicht als Gegenposition zu kreativem Arbeiten, sondern als Ergänzung. Als Erinnerung daran, dass gute Hochzeitsfotografie nicht immer „mehr“ braucht. Manchmal reicht weniger.
Und das sollten wir nicht vergessen.