Ein häufig genanntes Argument gegen die Selbstständigkeit als Fotograf lautet, dass Druck die Kreativität zerstört. Aber stimmt das wirklich? Wenn dem so wäre, müssten viele hauptberuflich selbstständige Fotografen ja ausschließlich unkreative Fotos machen. Doch genau das beobachte ich nicht. Im Gegenteil: Ich folge online vielen Fotografen, deren Arbeiten mich inspirieren – und die allesamt selbstständig tätig sind.
Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass Druck die Kreativität anspornen kann.
Es ist ein Irrglaube, dass wir nur in völliger Ruhe, ohne Zeitdruck oder unter optimalen Bedingungen kreative Arbeit abliefern können. Natürlich bietet mehr Zeit Raum für Experimente, aber Kreativität allein darauf zu reduzieren, wäre zu kurz gedacht. Kreativität bedeutet vor allem, Lösungen zu finden – auch und gerade unter herausfordernden Bedingungen. Besonders bei Hochzeitsfotografie geht es oft darum, in kürzester Zeit stimmungsvolle und authentische Bilder zu schaffen.
Ich erinnere mich an einige Hochzeiten, bei denen der Zeitplan extrem eng war. Genau in solchen Momenten entstanden kreative Lösungen, die vielleicht unter idealen Bedingungen gar nicht nötig gewesen wären. Speziell in den letzten Jahren hatten wir Kunden, die uns mit ihren konkreten Vorstellungen und knappen Zeitfenstern wirklich gefordert haben. Rückblickend haben wir durch diese Herausforderungen enorm dazugelernt – und unsere Kreativität ist daran gewachsen.
Die Idee, dass Kreativität nur im luftleeren Raum entsteht, halte ich daher für falsch. Kreativität lässt sich planen, trainieren und gezielt einsetzen. Es ist wie ein Muskel, der stärker wird, je öfter wir ihn beanspruchen. Druck ist dabei nicht zwangsläufig ein Hindernis, sondern kann ein Treiber sein, der uns zu neuen, spannenden Lösungen führt.