Meine liebsten Bildbände – Stand Oktober 2025

In einer Zeit, in der wir jeden Tag hunderte Bilder auf Instagram sehen, fällt mir immer wieder auf, wie schnell und oberflächlich das geworden ist. Alles ist perfekt, scharf, laut, überkomprimiert. Und trotzdem bleibt fast nichts davon hängen.

Ich merke immer wieder, dass echte Inspiration für mich langsamer funktioniert. Ich brauche Stille dafür, Ruhe, Zeit. Das Blättern in einem Bildband ist für mich fast wie eine kleine Entschleunigung. Ich spüre das Papier, halte inne, betrachte Details, nehme mir die Zeit, um wirklich zu sehen. Kein Scrollen, kein Swipen – einfach nur das Bild und ich.

Vielleicht ist das der Grund, warum ich Bildbände so liebe. Sie holen Fotografie aus der digitalen Schnelligkeit heraus. Sie zwingen mich, langsamer zu werden und mich einzulassen. Manche Bücher schaue ich seit Jahren immer wieder an, und jedes Mal entdecke ich etwas Neues darin.

Hier sind meine liebsten Bildbände im Moment – Stand Oktober 2025.

Bruce Davidson – Bruce Davidson (Aperture)

Was mich an Bruce Davidson so fasziniert, ist seine Nähe zu den Menschen, die er fotografiert. Seine Serien – etwa Subway oder East 100th Street – wirken ehrlich und direkt, aber nie kalt. In diesem Band spürt man, wie er sich auf die Menschen eingelassen hat, wie er ihnen begegnet ist. Ich blättere jedes Mal langsam durch, weil jedes Bild Raum braucht, um zu wirken.

Sage Sohier – Passing Time

Ein stilles Buch, das in seiner Ruhe unglaublich stark ist. Sage Sohier hat über viele Jahre Szenen des Alltags fotografiert – Begegnungen, kleine Gesten, Beziehungen. Es sind Bilder, die nicht laut sind, sondern feinfühlig. Wenn ich dieses Buch anschaue, fühle ich mich erinnert daran, dass Fotografie auch leise erzählen darf.

Theo Gosselin – Avec Le Cœur

Dieser Bildband fühlt sich an wie ein Roadtrip durch ein Lebensgefühl. Avec Le Cœur ist wild, melancholisch, romantisch – eine Mischung aus Freiheit, Freundschaft und Vergänglichkeit. Ich mag, dass Theo Gosselin immer mit Herz fotografiert. Seine Bilder wirken spontan, roh, ehrlich. Beim Blättern habe ich das Gefühl, Teil dieser kleinen Welt zu sein, die irgendwo zwischen Jugend und Erinnerung liegt.

Theo Gosselin – Roll

Roll knüpft an das Gefühl von Avec Le Cœur an, ist aber reifer, ruhiger, fast nostalgisch. Es geht wieder um Freundschaft, um Nähe, um das Reisen – aber mit einem etwas anderen Blick. Die Bilder haben dieses warme, analoge Gefühl, das einen sofort eintauchen lässt. Ich finde, man spürt darin, dass Gosselin nicht inszeniert, sondern erlebt. Seine Fotografie ist wie ein Tagebuch, ehrlich und frei.

Henri Cartier-Bresson – À propos de Paris

Ich liebe dieses Buch, weil man darin spürt, wie Cartier-Bresson Paris gesehen hat. Nicht als Postkartenmotiv, sondern als lebendigen, atmenden Organismus. Seine Bilder haben etwas Musikalisches, fast Tänzerisches. Ich blättere darin oft, ohne etwas Bestimmtes zu suchen – einfach, weil sie mich in eine andere Zeit und in eine andere Art des Sehens versetzen.

Kate Moss by Mario Testino

Dieses Buch ist für mich pure Energie. Es zeigt eine besondere Verbindung zwischen Mario Testino und Kate Moss, eine Nähe, die über Mode hinausgeht. Es ist glamourös, ja, aber gleichzeitig persönlich. Ich mag daran, dass es Momente zeigt, die vertraut wirken, selbst wenn sie in aufwendigen Settings entstanden sind.

Peter Lindbergh – On Fashion Photography

Peter Lindbergh war für mich immer einer der Fotografen, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie Menschen wirklich sehen. In diesem Buch geht es nicht um Perfektion, sondern um Echtheit. Seine Bilder wirken, als würden sie Geschichten erzählen, die viel tiefer gehen als Mode. Ich blättere darin oft, wenn ich mich daran erinnern möchte, dass Ehrlichkeit eine Form von Schönheit ist.

Tyler Mitchell – I Can Make You Feel Good

Ein Buch voller Leichtigkeit, Farbe und Lebensfreude. Tyler Mitchells Arbeiten wirken modern, frei, fast verspielt – und trotzdem steckt viel Tiefe darin. Ich finde es inspirierend, wie selbstverständlich er eine eigene Bildsprache gefunden hat, die sich warm, offen und lebendig anfühlt.

Slim Aarons – Poolside with Slim Aarons

Wenn ich dieses Buch aufschlage, fühlt es sich an wie ein Fenster in eine andere Zeit. Diese Bilder aus den 60er- und 70er-Jahren – sonnendurchflutet, elegant, manchmal fast ironisch – zeigen eine Welt des Müßiggangs, der Leichtigkeit. Aber hinter dieser Oberflächlichkeit steckt ein unglaubliches Gespür für Komposition, Farbe und Timing. Ich mag die Gelassenheit, die von diesen Bildern ausgeht. Sie erinnern mich daran, dass Fotografie auch Freude und Lebenslust zeigen darf, ohne sich dafür zu rechtfertigen.

Linda McCartney – Life in Photographs

Dieser Bildband hat eine besondere Ruhe. Linda McCartney zeigt in ihren Bildern das Leben so, wie es passiert: intim, ehrlich, voller Wärme. Viele Fotos wirken fast beiläufig, und gerade das macht sie so stark. Ich mag, dass sie ihre Familie, Freunde und Musiker nicht als „Stars“ zeigt, sondern als Menschen. Beim Blättern spürt man, dass sie mit echter Zuneigung fotografiert hat – ohne Distanz, ohne Druck. Es ist ein Buch, das einen lehrt, mit offenen Augen und offenem Herzen zu sehen.

Fazit

Bildbände sind für mich das Gegenteil von Instagram. Sie sind langsam, leise, geduldig. Sie fordern mich auf, wirklich hinzusehen, statt zu überfliegen. Wenn ich mich mit ihnen beschäftige, spüre ich, dass Inspiration Zeit braucht. Und dass Fotografie – wenn sie Raum bekommt – plötzlich wieder etwas mit Gefühl zu tun hat.

Weitere Beiträge:

Gratis Preset 🎁

Es ist stimmungsvoll und soft.