Wenn du Hochzeitsfotografie lernen willst, hilft dir nicht nur die Technik – du musst auch verstehen, wie ein Hochzeitstag überhaupt (ungefähr) abläuft. Nur so kannst du zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, die wichtigen Momente einfangen und professionell auftreten.
Viele Fotografen und Fotografinnen, die gerade erst starten, sind beim ersten Mal total überrascht, wie schnell alles geht – und wie wenig Zeit am Ende bleibt. Deshalb zeige ich dir in diesem Beitrag, wie ein typischer Hochzeitstag aussieht, welche Programmpunkte du kennen solltest – und worauf du dich fotografisch einstellen musst.
Wichtig! Jede Hochzeit ist individuell – Lass dich also ausführlich in einem Consulting Call von deinem Brautpaar oder der Hochzeitsplanerin briefen. 3-6 Monate vor der Hochzeit ist der in der Regel der beste Zeitpunkt dafür, denn so können ggf. noch Uhrzeiten angepasst werden.
Getting Ready – der Auftakt des Tages
Der Tag beginnt oft mit dem „Getting Ready“ – also dem Vorbereiten des Paares: Haare, Make-up, Anziehen. Das passiert entweder zuhause, im Hotel oder direkt an der Location.
Deine Aufgabe? Stimmung einfangen. Details fotografieren: das Kleid, Schuhe, Schmuck, Papeterie. Emotionen: Lachen mit der besten Freundin, ein nervöser Blick in den Spiegel, der Moment, wenn das Kleid geschlossen wird.
Wichtig: Achte auf Licht und Unruhe. Wenn möglich, bitte um ein ruhiges, helles Zimmer – das erleichtert dir die Arbeit enorm.
First Look oder direkt zur Trauung?
Manche Paare entscheiden sich für einen „First Look“ – also ein geplantes erstes Aufeinandertreffen vor der Trauung. Das ist eine tolle Gelegenheit für emotionale, intime Fotos – ohne neugierige Blicke.
Wenn kein First Look geplant ist, findet das erste Sehen meist klassisch bei der Trauung statt. Wichtig für dich: Sprich das vorher ab. Frag dein Paar, ob sie einen First Look planen, wo er stattfinden soll, ob du helfen sollst bei der Koordination.
Die Trauung – keine zweite Chance
Egal ob standesamtlich, kirchlich oder frei: Bei der Trauung gibt es keine Wiederholung. Du musst vorbereitet sein.
Kenne den Ablauf. Sei rechtzeitig da. Teste das Licht. Klär vorher mit den Trauenden oder dem Pfarrer ab, wo du dich bewegen darfst. Manche Kirchen sind sehr streng, andere lassen dir freie Hand.
Wichtige Momente: Einzug, Blick des Partners oder der Partnerin, Ringtausch, Kuss, Auszug – und alles dazwischen. Halte die Augen offen. Jede Reaktion zählt.
Gratulationen, Sektempfang & Gruppenfotos
Nach der Trauung folgen oft Gratulationen – eine emotionale, manchmal chaotische Zeit. Stell dich am besten so auf, dass du Gesichter siehst, wenn sie sich umarmen.
Danach ist meist Sektempfang – eine gute Gelegenheit für ungestellte Reportagefotos. Halte Ausschau nach kleinen Details, Lachen, Berührungen, Freudentränen.
Gruppenfotos? Klär vorher ab, welche Konstellationen wichtig sind. Such dir einen Ort mit Schatten und wenig Ablenkung im Hintergrund. Sprich laut und klar – und hab einen Plan, damit es schnell geht.
Das Paarshooting – Zeit für Zweisamkeit
Der ideale Zeitpunkt für das Paarshooting hängt vom Tagesablauf und vom Licht ab. Viele Fotografen fotografieren gern in der „Golden Hour“ – also am späten Nachmittag oder Abend.
Aber: Das klappt nicht immer. Manchmal ist mittags Zeit, manchmal morgens, manchmal gar nicht. Wichtig ist, dass du flexibel bist – und aus jeder Situation das Beste machst.
Halte die Stimmung locker. Hilf dem Paar, sich zu entspannen. Denk dran: Sie sind keine Models. Deine Aufgabe ist nicht nur, schöne Fotos zu machen – sondern eine gute Zeit zu schaffen.
Feier, Reden, Eröffnungstanz & Party
Am Abend beginnt meist der entspannte Teil. Es wird gegessen, geredet, getanzt. Deine Aufgabe? Die Stimmung einfangen. Details der Deko. Lachen während der Reden. Tränen beim Vater-Tochter-Tanz. Die ersten Tanzschritte, das ausgelassene Feiern danach.
Wenn’s dunkel wird, brauchst du vielleicht einen Blitz – oder ein gutes Gespür für vorhandenes Licht. Bleib unauffällig, aber präsent.
Klär vorher ab, ob es Überraschungen gibt: ein Feuerwerk, ein besonderer Programmpunkt oder eine Rede, bei der du unbedingt dabei sein solltest.
Fazit
Ein Hochzeitstag ist lang – und gleichzeitig geht alles unglaublich schnell. Wenn du Hochzeitsfotografie lernen willst, ist es wichtig, den Ablauf zu kennen, dich gut vorzubereiten und flexibel zu bleiben.
Du musst nicht alles kontrollieren können – aber du musst wissen, wann was passiert. Und vor allem: Du musst wissen, wann du wo sein solltest, um die richtigen Fotos zu machen.
Denn als Fotograf oder Fotografin bist du nicht nur dabei. Du bist mittendrin. Du hältst Erinnerungen fest. Und je besser du den Tag verstehst, desto schöner werden deine Fotos.