Was wir von Benedikt Wells über Bildauswahl lernen können

Ich lese gerade das Buch Geschichten in uns von Benedikt Wells. Eigentlich geht es darin ums Schreiben, aber ich merke beim Lesen immer wieder, wie viel man daraus für die Fotografie mitnehmen kann.

Wells schreibt über das Erzählen, über das Weglassen, über Rhythmus und Spannung – über das, was zwischen den Zeilen passiert. Und genau das versuchen wir auch mit unseren Fotos: Geschichten zu erzählen, nur eben mit Bildern statt mit Worten.

Wenn wir eine Hochzeit fotografiert haben, erzählen wir diese Geschichte zweimal. Einmal für unsere Kundinnen und Kunden in Form der fertigen Galerie. Und ein zweites Mal für die Öffentlichkeit, etwa auf dem Blog oder auf Instagram. Beide Male geht es darum, etwas zu zeigen, das bleibt.

Eine Stelle in dem Buch hat mich besonders beschäftigt. Wells fragt: Was kann ich weglassen, um die Geschichte spannender zu machen? Dieser Gedanke trifft genau den Punkt. Denn wir Fotografen neigen dazu, zu viel zu zeigen. Zu viele ähnliche Fotos, zu viele kleine Variationen. Aus Angst, etwas wegzulassen. Aber dadurch verlieren wir Spannung. Der Betrachter muss sich nichts mehr vorstellen, weil er schon alles sieht.

Gute Geschichten leben von Auswahl, von Momenten der Ruhe und von Momenten der Überraschung. Und vielleicht ist genau das der Unterschied zwischen einer guten Galerie und einer großartigen.

Ich merke bei meinen eigenen Auswahlen immer wieder: Wenn ich mich traue, zu reduzieren, werden die Bilder stärker. Es entsteht eine andere Klarheit, ein eigener Rhythmus.

Das Buch hat mir gezeigt, dass Erzählen immer auch bedeutet, etwas nicht zu zeigen. Denn oft ist das, was unausgesprochen bleibt, das, was am längsten nachhallt.

Ich kann Geschichten in uns sehr empfehlen – nicht nur für alle, die schreiben, sondern auch für alle, die mit Bildern erzählen.

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