In der Hochzeitsfotografie gibt es viele Stimmen, viele Persönlichkeiten, viele Wege. Und manchmal habe ich das Gefühl, wir verlieren dabei den Blick dafür, wem wir eigentlich folgen und warum.
Wir neigen dazu, die lautesten Stimmen als Vorbilder zu sehen. Die Menschen, die auf Bühnen stehen, die in Podcasts sprechen, die auf Social Media viel Aufmerksamkeit bekommen. Wir sehen ihre Reichweite, ihren Erfolg, ihre Sicherheit und nehmen schnell an, dass sie recht haben.
Aber nur weil jemand sichtbar ist, heißt das nicht, dass alles, was diese Person sagt, wahr ist. Sichtbarkeit ist kein Beweis für Zufriedenheit, und ein Mikrofon in der Hand ist kein Zeichen für Wahrheit. Es gibt diesen Bühneneffekt: Wenn jemand vorne steht und spricht, glauben wir automatisch, er oder sie wisse mehr, könne mehr, sei glücklicher. Dabei wissen wir es nicht.
Ich schließe mich da ausdrücklich mit ein. Auch ich habe meine Gedanken schon auf Bühnen geteilt, und ich weiß, wie leicht es ist, in dieser Rolle als jemand wahrgenommen zu werden, der Antworten hat. Aber ich habe keine endgültigen Antworten. Ich bin selbst auf der Suche – nach Balance, nach Ehrlichkeit, nach dem, was sich für mich richtig anfühlt.
Es geht mir nicht darum, andere kleinzureden oder zu kritisieren. Es gibt viele inspirierende Menschen in unserer Branche, die ehrlich, reflektiert und wirklich hilfreich sind. Aber ich finde, wir sollten bewusster hinschauen, wem wir zuhören. Und wir sollten uns selbst besser kennenlernen, um zu wissen, welche Wege, Haltungen und Lebensentwürfe sich für uns stimmig anfühlen.
Denn nur wenn wir wissen, was wir wirklich wollen, können wir unterscheiden, was uns inspiriert und was uns eher verunsichert.
Ich wünsche mir, dass wir anfangen, gesunde Rolemodels zu suchen. Menschen, die gute Arbeit machen, ohne laut zu sein. Die Freude an dem haben, was sie tun, ohne sich ständig beweisen zu müssen. Die Erfolg nicht über Sichtbarkeit definieren, sondern über innere Ruhe und Beständigkeit.
Die, die oft leise sind, tragen in sich etwas, das viele von uns suchen: Frieden. Eine tiefe Zufriedenheit. Wir sehnen uns alle danach. Nur die Lauten sind präsenter, sie versprechen uns diesen Frieden – aber oft sind es die Leisen, die ihn wirklich gefunden haben. Man muss sie suchen, diese Menschen. Und es lohnt sich, sie zu finden.
Vielleicht sind die besten Vorbilder gar nicht die, die im Mittelpunkt stehen, sondern die, die still ihren Weg gehen – ehrlich, konzentriert, zufrieden.
Fazit
Wir brauchen in der Hochzeitsfotografie Rolemodels, die ehrlich sind, reflektiert und menschlich. Menschen, die zuhören können, statt nur zu sprechen. Nicht jeder, der sichtbar ist, hat recht. Und nicht jeder, der leise ist, hat weniger zu sagen. Wahre Inspiration kommt selten von der Bühne – sie entsteht im Stillen, da, wo Menschen einfach sie selbst sind.


