Talent hat man oder eben nicht?

Ich lese diese Aussage erstaunlich oft unter unseren Videos oder Beiträgen: „Talent hat man oder eben nicht.“ Ehrlich gesagt, überrascht mich das jedes Mal. Denn ich sehe das ganz anders. Als wäre das fotografische Handwerk, der Sinn für Ästhetik oder der Umgang mit Menschen nicht erlernbar.

Ich würde so weit gehen zu sagen, dass es nichts in der Fotografie gibt, das du nicht lernen könntest. „Man hat Talent oder nicht“ — schmälert auch die Leistung derer, die sich ihr Können über Jahre hinweg mühsam aufgebaut haben.

Wenn uns Fotos online begeistern, dann können wir nie genau wissen wie viel Arbeit dahinter steckt. Als ich angefangen habe regelmäßig Bildanalysen auf unserem Instagram Account zu teilen, habe ich mich jeden Tag sehr intensiv mit Fotos auseinandergesetzt und schnell gemerkt, dass Talent oder Zufall nur sehr wenig Anteil am Ergebnis haben. Vielmehr sind wirklich besondere Fotos fast immer das Ergebnis jahrelanger Arbeit.

Selbstverständlich könnte jeder in der Toskana bei Sonnenuntergang ein schönes Foto von einem Paar machen. Das hat wenig mit Talent zu tun und viel mehr mit der jahrelangen Arbeit, die uns in diese Situation überhaupt erst gebracht hat.

Natürlich gibt es auch Menschen, die bessere Startbedingungen haben. Durch ihre Erziehung, Ausbildung oder Sozialisierung haben sie schon früh in ihrem Leben ein gutes Gespür für Ästhetik entwickelt.

Doch das bedeutet nicht, dass Talent eine Voraussetzung ist, um in der Fotografie erfolgreich zu sein. Ich bin davon überzeugt, dass alles, was du für die Fotografie brauchst, erlernbar ist – wenn du bereit bist, dir die Zeit dafür zu nehmen.

Talent ist oft nichts anderes als das Ergebnis von Wiederholung.

Jemand, der gut in einem Bereich ist, hat wahrscheinlich mehr Zeit darin investiert als die meisten anderen. Er oder sie hat möglicherweise früher angefangen, sich mit der Fotografie zu beschäftigen, oder mehr Zeit darauf verwendet, sich weiterzubilden. Was von außen wie Talent aussieht, ist in Wirklichkeit oft das Ergebnis harter Arbeit.

Selbst deine persönliche Definition von Schönheit und Ästhetik ist nicht festgeschrieben. Sie ist nichts Ewiges, sondern nur der aktuelle Stand. Das heißt, sie kann sich ändern – und das wird sie auch, wenn du regelmäßig neue Inhalte konsumierst. Was du heute als unschön bezeichnen würdest, könnte dir in wenigen Wochen gut gefallen.

Wenn du der Meinung bist, dass direkte geblitzte Fotos nicht schön sind, dann ist das nur aktuell so. Wenn du dich damit tiefer auseinandersetzen würdest, kann sich deine Meinung darüber ändern. Du könntest etwas als schön empfinden, was vor kurzem noch schön für dich war.

Es ist ein Prozess und du kannst Einfluss darauf nehmen.

Wer sagt: „Talent hat man oder nicht“, macht es sich ehrlich gesagt ein bisschen zu einfach. Es bedeutet natürlich, dass du dich nicht mit deinen Schwächen auseinandersetzen musst, dass du keine Fehler machen musst, und dass du dir nicht die Mühe machen musst, neue Dinge auszuprobieren.

Talent ist nicht angeboren. Es ist etwas, das du dir erarbeiten kannst. Und es beginnt genau dort, wo du dich entscheidest, es zu versuchen.

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