Hochzeitsfotografie hat ein Klischee-Problem

von Gil Gropengießer

von Gil Gropengießer

Ich schreibe hier über Fotografie, Selbstständigkeit und Kreativität.

Hochzeitsfotografie ist häufig zu offensichtlich.

Es geht natürlich um Emotionen. Liebe oder Freude begegnen uns selbstverständlich auf Hochzeiten, danach wir müssen nicht suchen. Es gibt jedoch feine Schattierungen verschiedener Emotionen, die wir als Hochzeitsfotograf:innen schnell übersehen können.

Wenn wir uns in der Vergangenheit haben fotografieren lassen, haben wir uns oft nicht wohl gefühlt. Wir sind keine sehr romantischen Menschen. Wir schauen keine romantischen Filme und wir hören auch keine romantische Musik. Wir gehen nicht küssend oder Händchen haltend durch die Welt.

In den ersten Jahren haben wir uns zu sehr den Klischees der Hochzeitsfotografie verschrieben, obwohl wir uns selbst nicht damit identifizieren konnten. Die Posen waren inszeniert, die Fotos hell und die fotografierten Momente waren offensichtlich. Unsere Kunden und Kundinnen waren mit den Fotos zufrieden und es gab keinen Grund, irgendwas zu ändern.

Irgendwann haben wir erkannt, dass wir die Verbindung zweier Menschen vielschichtiger festhalten können. Und wir haben gefallen daran gefunden. Damit das gelingt, müssen wir aufmerksamer sein und uns selbst am Hochzeitstag etwas mehr zurück nehmen.

Wir sich selbst zu wichtig nimmt, nimmt auch zum viel Raum ein und bestimmt das Geschehen.

Hochzeitsfotografie lernen

Wenn wir Liebe über einen Kuss oder eine Umarmung zeigen, machen wir es uns leicht. Wir könnten kaum platter darstellen, dass zwei Menschen sich lieben.

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Küsse oder Umarmungen zu fotografieren, an manchen Tagen springt einfach nicht mehr als das heraus. Selbstverständlich gibt es Paare, die sich tatsächlich den ganzen Tag küssen und umarmen oder die genau das festgehalten haben wollen.

Die Verbindung zweier Menschen, wird jedoch zu oft (auch von uns) zu eindimensional festgehalten.

Wir fühlen uns in der Pflicht auf den Fotos ganz klar zu zeigen, dass sich das Brautpaar offensichtlich liebt und glücklich ist. Um dass zu erreichen lachen wir selbst viel, wir geben Anweisungen wie ‘küsst euch’ oder erzählen Witze, um das Paar zum lachen zu bringen.

Doch durch unser Auftreten besteht auch die Gefahr zu überdecken, was die beiden wirklich miteinander verbindet. Was macht die Beziehung der beiden aus? Küssen und umarmen sie sich wirklich die ganzen Tag oder fotografieren wir das am Hochzeitstag nur, weil man es eben so macht? Fühlen sich die beiden womöglich damit sogar unwohl, machen aber mit, weil man es eben so macht?

Kleine Berührungen, Blicke, Mimik oder Gestik können so subtil sein, dass sie schnell übersehen werden, wenn ich selbst als Fotograf:in zu laut bin.

Wir müssen uns daher zurücknehmen und mehr beobachten, um die besondere und einzigartige Verbindung zweier Menschen überhaupt erkennen zu können.

Was macht das Paar aus? Wie gehen sie miteinander um?

Nicht jedes Paar möchte sich romantisch oder übertrieben verliebt dargestellt sehen.

Darf man auf Hochzeitsfotos ernst schauen? Darf man nachdenklich wirken?

Die Beziehung zweier Menschen kann liebevoll und romantisch sein, muss sie aber nicht.

Wenn wir uns als Hochzeitsfotograf:innen selbst zu wichtig nehmen, könnten wir Besonderheiten übersehen. Damit das nicht passiert, sollten wir weniger reden, mehr beobachten und passieren lassen.

Das Problem haben wir uns nicht ausgedacht! Seitdem wir unseren Claim “Anti-Cliche Wedding Photography and Film” haben, erreichen uns vermehrt Anfragen von Menschen die Angst davor haben, klischeehafte Fotos zu bekommen oder zu romantisch dargestellt zu werden.

Was wir immer wieder hören:

  1. Die Hochzeitsfotos sollen nicht romantisch sein.
  2. Das Hochzeitsvideo soll nicht dramatisch oder traurig sein.
  3. Es geht nicht um den perfekten Moment, sondern um alles dazwischen.
  4. Traditionen wie das Anschneiden der Torte sind uns nicht wichtig.
  5. Die Gruppenfotos sollten nicht steif sein.

Fazit

Die moderne Hochzeitsfotografie bietet Raum für Kreativität und Individualität. Indem wir über Klischees hinausgehen, zuhören und beobachten, können wir bedeutungsvollere Fotos kreieren, die den besonderen Tag eines Paares auf authentische und persönliche Weise festhalten.

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