Wenn andere Fotografen oder Fotografinnen mir von ihren Erfolgen berichten oder sie ihre Erfolge auf Instagram teilen, dann bin ich immer skeptisch. Ich bin nicht grundsätzlich ein skeptischer Mensch, ich habe nur in den letzten 10 Jahren zu häufig die Erfahrung gemacht, dass ich nicht viel darauf geben kann, was mir erzählt oder gezeigt wird. Vermeintliche Erfolge waren zu oft entweder komplett gelogen oder übertrieben dargestellt.
Ich verstehe das, wir alle haben ein Interesse daran andere glauben zu lassen, dass wir erfolgreich sind. Außerdem ist es leicht, sich selbst im Internet groß zu reden und Erfolge vorzugaukeln.
Aus folgenden Gründen ist es wichtig, die Erfolge anderer Fotograf:innen möglichst realistisch einordnen zu können:
1. Erfolg ist individuell
Über Instagram werden uns nur Auszüge gezeigt. Das manipuliert deine Sicht auf Erfolg und den Beruf, du bekommst ein falsches Bild. Wenn du diesem Bild nun nacheiferst, besteht die Gefahr, dass du irgendwann zwar dein Ziel erreichst, aber unglücklich damit bist. Du hast einfach etwas anderes erwartet.
Wenn wir die Hochzeitsfotografie entzaubern, lassen wir uns alle weniger blenden und von den Erfolgen anderer verführen. Wenn wir die Realität kennen, können wir viel besser einschätzen was uns erwartet.
2. Es ist leichter als du denkst
Als wir angefangen haben Hochzeiten zu fotografieren, hat der Erfolg anderer uns nicht nur motiviert, sondern auch eingeschüchtert. Ziele schienen zu weit entfernt und die Aufgaben zu groß.
Wenn wir die Hochzeitsfotografie entzaubern und feststellen, dass alle anderen auch nur mit Wasser kochen, dann fühlen wir uns eher in der Lage, Ziele zu erreichen.
Beispiele
Dafür schauen wir uns drei Beispiele genauer an:
- Eine Fotografin macht pro Jahr um die 50 Hochzeiten.
- Ein weiterer Fotograf macht 100.000€ Jahresumsatz mit der Hochzeitsfotografie.
- Eine dritte Fotografin begleitet wunderschöne Hochzeiten im Ausland.
Alle drei sind auf den ersten Blick erfolgreich. Junge Fotografen und Fotografinnen schauen zu ihnen auf und wollen genauso erfolgreich sein. Dabei stehen diese Beispiele nicht unbedingt für Erfolg, denn es fehlt Kontext.
Schauen wir uns die Beispiele im Kontext an:
- Eine Fotografin macht 50 Hochzeiten im Jahr, davon sind aber die meisten kleine Hochzeiten, bei denen die Fotografin wenig verdient und die sich ohnehin nicht gern fotografiert. Es geht ihr damit nicht gut, schon bald könnte sie ausgebrannt sein.
- Ein Fotograf macht 100.000€ Jahresumsatz, muss dafür aber 40 Hochzeiten, 30 Familien und im Winter zusätzlich 30 Firmenkunden abarbeiten. Er ist stolz auf seinen Jahresumsatz, aber er leidet unter der Belastung.
- Die dritte Fotografin zeigt online wunderschöne Fotos von Hochzeiten, die sie in Italien und auf Mallorca begleiten durfte. Sie lebt allerdings nicht gut von der Fotografie, ganz im Gegenteil. Sie verschenkt ihre Dienstleistung fast, weil sie bereit ist alles zu tun, um schöne Fotos von Hochzeiten im Ausland zeigen zu können.
Zahlen allein sagen wenig aus. Einblicke können täuschen.
Alle haben ein Interesse daran, ein bestimmtes Bild von sich zu erzeugen.
Du siehst auf Instagram also keine echten Einblicke, sondern Marketing.
Sobald du Instagram öffnest, bewegst du dich nicht mehr in der echten Welt. Es wird inszeniert, übertrieben und gelogen. Daher sollten wir alle Inhalte mit Abstand betrachten und nicht zu ernst nehmen.
Fazit
Ja, es gibt sie: Hochzeitsfotograf:innen die nur wenige, wunderschöne Hochzeiten fotografieren, die damit genug Geld verdienen und glücklich sind.
Es gibt auch die, die nur den Eindruck erwecken möchten.
Lass dich nicht verunsichern oder blenden.
- Wir sollten unsere Selbstständigkeit um unser Leben herum aufbauen, nicht andersherum. Dafür müssen wir uns immer wieder die richtigen Fragen stellen: Wie möchte ich leben? Was ist mir wichtig? Wieviel möchte ich arbeiten? Wieviel möchte ich verdienen? Wenn du diese Fragen nicht ehrlich beantwortest, stellst du womöglich irgendwann fest, dass du unglücklich bist, obwohl du all deine Ziele erreichst hast.
- Um Erfolg zu messen, sollten wir uns immer an uns selbst orientieren. Was mache ich besser als letzte Woche, letzten Monat oder letztes Jahr? Ich selbst bin der Maßstab.