Was spricht eigentlich dagegen, dass ich als Fotograf am Hochzeitstag nebenher ein paar Videosequenzen sammle, um daraus ein Reel für Social Media oder sogar ein kurzes Video für meine Website zu schneiden?
Schuster bleib bei deinen Leisten – Was so viel bedeutet wie ‘Tu nichts, wovon du nichts verstehst’.
Es ist ein sehr konservatives Sprichwort, mit dem ich wenig anfangen kann. Ich verstehe es auch so, dass ich mich nicht aus meiner Komfortzone herauswagen oder Neues ausprobieren sollte. Das bringt immer auch die Gefahr von Stillstand mit sich.
Als Hochzeitsfotograf:innen interpretieren wir heute unseren Arbeitsauftrag so, dass wir in erster Linie ein Event für unsere Kunden festhalten. Es geht weniger darum wie genau wir dieses Event festhalten, sondern vorrangig darum, dass wir es festhalten. Das Medium um Events abzubilden kann sich also ändern, unser genereller Arbeitsauftrag aber nicht.
Als Fotograf:innen können wir neben dem eigentlichen Arbeitsauftrag, der digitalen Fotografie, auch analog fotografieren der kurze Videosequenzen sammeln. Wichtig dabei ist, dass der eigentliche Arbeitsauftrag nicht darunter leidet.
Was kann ein Fotograf, was kann er nicht?
Ein Fotograf kann niemals zur gleichen Zeit ein Videograf sein kann und diesen ersetzen. Ein Fotograf kann aber nebenher ein paar Sequenzen sammeln und ein kurzes Highlight-Video erstellen, dass keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Ein Fotograf kann Drohne fliegen, aber eher nicht zur selben Zeit Portraits von Gästen machen.
Es kommt also darauf an, wie wir die Produkte definieren und wie wir sie unseren Kunden erklären. Es wäre schlimm, wenn Kunden ein 20-minütiges Video erwarten, aber nur einen 3-minütiges Highlightvideo bekommen. Das sind zwei unterschiedliche Produkte, für beide gibt es einen Markt.
Ich bin in der Lage eine Hochzeit digital zu begleiten, nebenher analog zu fotografieren und zusätzlich Material für ein 2–3 minütiges Highlight-Video zu sammeln. Dabei würde ich immer die digitale Fotografie priorisieren – und das vorher mit den Kunden auch so besprechen. Wenn Kunden ein längeres Video möchten, empfehle ich ihnen Videografen, da wir dieses Produkt nicht anbieten.
Leiden die Fotos, wenn du nebenher noch Sequenzen sammelst? Es kommt darauf an! Wenn du die Sequenzen gegenüber den Fotos priorisierst, dann leiden die Fotos darunter. Es gibt jedoch auch Momente, die bieten sich eher für ein Video an, als ein Foto. Jemand der Hybrid arbeitet, also Fotos und Videos parallel macht, kann sich in jeder Situation neu entscheiden, ob er ein Foto oder ein Video macht.
Selbst wenn wir hauptsächlich für digitale Fotos gebucht werden, fotografieren wir oft auch nebenher analog oder sammeln kurze Videosequenzen – mit dem Smartphone, einer digitalen Kamera oder einer analogen Super 8 Kamera. Warum sollten wir uns am Hochzeitstag nur auf die digitalen Fotos beschränken, wenn doch hin und wieder etwas Zeit bleibt und unsere Kameras eine Videofunktion bieten?
Ich bin fest überzeugt: An fast jedem Hochzeitstag ist genug Zeit, um ein paar Aufnahmen neben der digitalen Fotografie zu sammeln. Natürlich gibt es Ausnahmen.
Unsere Arbeitsweise
Auf den meisten Hochzeiten haben wir mindestens eine digitale und eine analoge Kamera dabei. Für digitale Fotos verwenden wir hauptsächlich eine Canon EOS R6 mit einem 35mm 1.8-Objektiv – eine simple Kombination für so gut wie jede Situation. Es gibt natürlich weitere Kameras und Linsen, die verwenden wir jedoch eher selten.
Die analogen Fotos entstehen mit der Contax G2 oder der Contax T2, je nach gewünschtem Look. Hin und wieder nehmen wir auch eine Super 8-Kamera mit, die Nizo 561 Macro.
Jedes Medium – sei es digital, analog oder in Bewegtbild – trägt dazu bei, den Tag umfassend festzuhalten. Und genau das ist unser Arbeitsauftrag.
Doch warum solltest du dir diese zusätzliche Arbeit machen?
1. Mehr Zufriedenheit bei den Kunden: Paare schätzen es, wenn sie neben den klassischen digitalen Fotos überraschenderweise auch analoge Fotos oder ein 30-sekündiges Video bekommen. Du verleihst der Erinnerung an den Tag noch mehr Tiefe. Du erhöhst außerdem die Chance, weiterempfohlen zu werden.
2. Erweiterung deines Portfolios: Durch das Anbieten von mehr als nur Fotografie kannst du zusätzliche Leistungen und Produkte anbieten. Ob analoge Prints, kurze Filmtrailer oder Super 8-Aufnahmen – dein Portfolio wird vielfältiger und kann so neue Kunden ansprechen.
3. Ständige Weiterentwicklung: Das Arbeiten mit unterschiedlichen Formaten wie Film oder analoger Fotografie erfordert ein anderes Gespür für Technik und Komposition. Dadurch entwickelst du deine Fähigkeiten weiter und wirst in deinem Beruf noch vielseitiger.
Nachdem wir über Jahre hinweg das Material nebenher auf Hochzeiten gesammelt haben, sind all diese Zusatzleistungen heute bei uns buchbar: Digitale Fotos, analoge Fotos, Video, Drohne. Wir begleiten Hochzeiten meistens mit einem Team bestehend aus 2 Fotografen (digital und analog) und einem Videografen (kümmert sich auch um die Aufnahmen mit der Drohne). Obwohl alle im Team konkrete Bereiche abdecken, könnten alle auch in den jeweils anderen Bereichen unterstützen. Jeder im Team könnte also jederzeit ein Video machen oder analog fotografieren.
Fazit
Wenn Kunden also eine aufwendige Hochzeit planen, können wir dieses Event für sie auf vielen verschiedenen Wegen festhalten.
Mehr als nur Fotograf zu sein, eröffnet neue kreative Möglichkeiten, als auch mehr Argumente gebucht zu werden. Die zusätzliche Arbeit lohnt sich am Ende durch glücklichere Paare, breitere Produktangebote und kreatives Wachstum.
