Was mir Angst macht – und warum ich trotzdem weitermache

Angst ist nicht das, was du auf Instagram siehst. Sie wird nicht erwähnt unter einem schönen Foto. Aber sie ist da. Still und hartnäckig. Seit mehr als 10 Jahren. Und genau deshalb schreibe ich heute über sie.

Denn wenn du selbstständig bist, kreativ arbeitest und dich sichtbar machst, kennst du sie wahrscheinlich auch. Diese leise Stimme im Kopf, die nachts lauter wird. Hier sind sechs Ängste, die mich als Hochzeitsfotograf begleiten – und warum ich trotzdem an das glaube, was ich tue.

1. Was, wenn niemand meine Fotos mag?

Manchmal sehe ich meine Fotos und denke: Das ist schön. Und dann gibt es Tage, da sehe ich genau dieselben Fotos – und frage mich: Ist das gut genug? Ist es besonders genug?

Die Vergleiche auf Social Media machen es nicht leichter. Warum hat jemand 800 Likes und ich 80? Warum sieht bei anderen alles so mühelos aus? Dieser endlose Druck hat mich schon vor Jahren dazu gebracht, meinen Social Media Konsum stark runterzufahren.

2. Was, wenn kein Geld mehr reinkommt?

Jeder Winter bringt dieselbe Frage mit sich: Bleibt es ruhig – oder wird es richtig still?

Wenn das Postfach leer bleibt, bleibt auch das Gedankenkarussell nicht stehen. Wir sind selbstständig. Da gibt es keine Sicherheit, keinen Plan B, keinen fixen Geldeingang. Und wenn dann noch Rechnungen reinkommen, wird aus dieser Sorge schnell eine konkrete Angst.

Ich fotografiere nicht für Geld. Aber ich will nachts ruhig schlafen.

Existenzängste sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind real. Und ich weiß, dass ich damit nicht allein bin.

3. Was, wenn ich krank werde?

Was passiert eigentlich, wenn ich plötzlich ausfalle? Wenn ich krank bin und körperlich einfach nicht kann?

In einem Angestelltenverhältnis gibt’s Krankschreibungen, Vertretung, Lohnfortzahlung. In der Selbstständigkeit gibt’s: mich. Und wenn ich nicht fotografiere, kommt auch kein Geld rein. So einfach – und so brutal – ist das.

Dieser Gedanke begleitet mich oft im Hintergrund. Was, wenn ich mitten in der Saison ausfalle? Oder länger? Wer zahlt dann Miete, Versicherung, das Leben?

Es geht nicht nur ums Geld. Es geht um Sicherheit. Und um die Erkenntnis, dass ich nicht unkaputtbar bin. Deshalb gehört auch das zur Selbstständigkeit: Rücklagen, Absicherung, ein Plan B.

4. Was, wenn ich nicht mehr relevant bin?

Trends kommen und gehen. Neue Looks, neue Tools, neue Leute. Und manchmal frage ich mich: Gehören unsere Fotos da noch rein? Oder sind wir schon die, die man mal kannte?

Diese Gedanken haben nichts mit Eitelkeit zu tun. Sie hängen an der Frage: Wer bin ich in dieser Branche? Und wie bleibe ich bei mir, ohne den Anschluss zu verlieren?

5. Was, wenn ich etwas verpasse?

FOMO ist real. Nicht nur bei Events, sondern auch im Business. Eine neue Plattform. Ein neues Format. Eine neue Kamera. Und plötzlich denke ich: Müsste ich da auch sein?

Aber ganz ehrlich: Manchmal bin ich einfach müde.

Nicht jede Entwicklung ist meine. Nicht jeder Trend ist für mich gemacht. Und manchmal ist es wichtiger, bei sich zu bleiben, als überall mitzumachen.

6. Was, wenn ich mich im Internet lächerlich mache?

Ich rede in Storys. Ich zeige mich auf YouTube. Ich teile Gedanken öffentlich. Und manchmal denke ich danach: War das peinlich? Kling ich komisch? War das zu viel?

Ich bin Fotograf – kein Schauspieler. Ich bin kein geborener Entertainer. Aber Sichtbarkeit gehört heute dazu. Und sie macht mich angreifbar. Für Kommentare, für Missverständnisse, für Lacher – oder für mich selbst, der sich abends fragt, ob das alles eine gute Idee war.

Fazit: Diese Zweifel machen mich nicht schwach – sie machen mich echt

Wenn du selbstständig bist, wirst du diese Ängste früher oder später kennenlernen. Manche sind laut, andere leise. Aber sie gehören dazu.

Mit der Zeit lernt man, mit ihnen umzugehen. Man entwickelt Routinen, Rücklagen, Perspektive. Und man merkt: Es ist okay, diese Gedanken zu haben. Sie bedeuten nicht, dass du versagst. Sie zeigen, dass du Verantwortung übernimmst – für dich, dein Business, deine Zukunft.

Deshalb rede ich darüber. Damit du weißt: Du bist damit nicht allein.

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